Regulatorischer und wirtschaftlicher Status Quo zum netzdienlichen Einsatz flexibler PtH-Anlagen im Verteilnetz

Konferenz: ETG-Kongress 2021 - ETG-Fachtagung
18.03.2021 - 19.03.2021 in Online

Tagungsband: ETG-Fb. 163: ETG-Kongress 2021

Seiten: 5Sprache: DeutschTyp: PDF

Autoren:
Hörnig, Philipp (WEMAG Netz GmbH, Schwerin, Deutschland)
Deuchert, Benedikt (E-Bridge Consulting GmbH, Bonn, Deutschland)

Inhalt:
Netzengpässe und Einspeisemanagementmaßnahmen treten vermehrt in Situationen hoher lokaler regenerativer Erzeugung mit gleichzeitig geringer lokaler Verbraucherlast auf. Um diesem Problem entgegenzuwirken und gleichzeitig eine hohe Einspeisung Erneuerbarer Energien (EE) zu gewährleisten, werden üblicherweise entsprechende Netzausbaumaßnahmen durchgeführt. Ein ergänzender Ansatz zur Optimierung des Netzausbaubedarfs könnte sein, eine gezielte Erhöhung von Verbraucherlasten in Zeitpunkten hoher EE-Einspeisung umzusetzen und durch diese Flexibilisierung eine bedarfsgerechte Sektorenkopplung zu erreichen sowie das Verteilnetz zu entlasten. Im Rahmen eines WindNODE-Teilprojekts untersuchte die WEMAG Netz GmbH Möglichkeiten für eine gezielte Flexibilisierung von Verbraucherlast durch flexible Wärmepumpen und Nachtspeicherheizungen im Verteilnetz (Power-to-Heat-Anlagen). Dabei wurde eine wirtschaftlich regulatorische Bestandsaufnahme für einen konkreten Referenzfall gemacht und für einen typischen Referenzkunden die gegenwärtige Kostenstruktur für Wärmepumpen und alternative fossile Heizsysteme ermittelt. Außerdem wurden die wirtschaftlichen Auswirkungen neuer dynamischer zeitvariabler Tarife für diesen Referenzkunden untersucht und weitere exogene Einflussfaktoren wie die CO2-Steuer berücksichtigt. Ziel der Analysen war die Ableitung von Erkenntnissen zum wirtschaftlichen Anreiz, in flexible PtH-Anlagen zu investieren sowie sich in konkreten Engpasssituationen als Betreiber flexibler PtH-Anlagen netzdienlich zu verhalten. Der wirtschaftliche Anreiz spiegelt sich dabei in Form verbesserter Amortisationszeiten wider. Es zeigt sich, dass die Investitionsförderung nach den im Untersuchungszeitraum geltenden Förderbedingungen große Bedeutung für die Investitionsentscheidung zu Gunsten einer Wärmepumpenanlage hat und auch die Dynamisierung der Endverbrauchertarife in Anlehnung an die SINTEG-Verordnung die Wirtschaftlichkeit der Anlagen weiter verbessert. Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen wurden abschließend Handlungsempfehlungen gegeben. Einerseits wird in Investitionsfragen ein Beibehalten der Förderbedingungen aus dem Untersuchungszeitraum nahelegt. Zweitens wird zur Erhöhung der Flexibilitätsanreize eine stärkere Dynamisierung der Endkundentarife über den Ansatz des §14a EnWG hinaus empfohlen– beispielsweise in Anlehnung an die SINTEG-Verordnung oder die IKEM-Experimentierklausel. Darüber hinaus wird empfohlen, die dargestellten wirtschaftlichen Effekte für den netzdienlichen Einsatz von Wärmepumpen nicht losgelöst von einer netzplanerischen Analyse zu erforschen und weitere vertiefende Untersuchungen an dieser Schnittstelle durchzuführen.