Protokolle in der Telekommunikation und Informatik sind die Regeln (Syntax), zu welchem Zeitpunkt, in welcher Reihenfolge, in welchem Format, welcher Inhalt und mit welcher Bedeutung (Semantik) Nachrichten zwischen Sender und Empfänger übermittelt werden. Sie regeln den Ablauf und stellen gleichzeitig dessen Dokumentation sicher. Mit Routing-Protokollen bezeichnet man die Protokolle, die eine automatische, dynamische und optimale Wegewahl mittels spezieller Routing-Algorithmen ermöglichen. Routing ist die Auswahl der optimalen Wege – oder die Navigation – für Datenpakete in Netzen. Dabei wird der Pfad zum Ziel anhand von einem oder mehreren Kriterien, der Metrik, ermittelt. Je mehr Kriterien berücksichtigt werden müssen, desto genauer und gezielter ist der Weg zum Ziel; aber desto aufwendiger ist die Bestimmung oder Berechnung des Wegs. Das maßgebliche Hilfsmittel bei der Wegewahl ist daher die Routing-Tabelle. Den besten Weg durch die Vielzahl der Netze zu finden, ist nicht immer einfach. Welche Routing-Protokolle stehen zur Auswahl und werden in welchen Netzen vorteilhaft eingesetzt? In der Regel spezifiziert die Internet Society die Routing-Protokolle, wie RIP, OSPF und BGP, proprietäre Protokolle, etwa EIGRP und HSRP von Cisco, plattformübergreifende Protokolle, wie VRRP oder CARP, oder Protokolle der ISO, z. B. IS-IS, sind die Alternativen. Betriebe und Organisationen betreiben in der Regel mehr oder weniger große Netze, die über die Schnittstelle eines Internet Service Providers (ISP) die Anbindung an das WAN bzw. Internet ermöglichen. Die Standards für die Protokolle der Wegewahl und die entsprechende Techniken werden stets, den Bedürfnissen entsprechend, weiterentwickelt. Das Ziel dieses Buchs ist es, eine Einführung in die Routing-Protokolle, die Technik und Dienste des Internets zu geben.
Wolfgang Schulte ist an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in der Fachrichtung Informationstechnik Dozent für Netze und Protokolle sowie für die Cisco CCNA Vorbereitung. Nach dem Studium der Elektrotechnik war er bei IBM Deutschland tätig. Als Manager mehrerer Hard- und Software-Abteilungen war er mit dem Test von Rechnern und Betriebssystemen beauftragt. Bis 1998 vertrat er die IBM Europa beim DIN, ISO, ITU-T und ETSI.