Das Fachgebiet der Nahbereichsphotogrammetrie hat in den letzten Jahren durch den zunehmenden Einsatz der digitalen Bildaufnahme und Bildanalyse weiter an Bedeutung gewonnen. Kameras sind heute integraler Bestandteil zahlloser Messgeräte und Messsysteme. Die in vielen Teilen automatisierte Auswertung digitaler Messbilder erlaubt die wirtschaftliche und genaue Erfassung praktisch beliebiger dreidimensionaler Objekte sowohl in statischen als auch in dynamischen Anwendungen. In vielen Bereichen ist die Photogrammetrie zu einem anerkannten und leistungsfähigen 3D-Messverfahren herangereift.
Obwohl die Photogrammetrie bereits seit etwa 160 Jahren bekannt ist und, neben den Luftbildanwendungen, schon immer durch vielfältige Anwendungen im Nahbereich (terrestrische Photogrammetrie) gekennzeichnet war, erscheint sie vielen Nicht-Photogrammetern nach wie vor als ein sehr komplexes Verfahren. Gerade im Bereich der Architektur-, Ingenieur- und Industrieanwendungen sind die Möglichkeiten und Grenzen der Photogrammetrie oft nicht genügend bekannt. Zu einem ausreichenden Verständnis des Verfahrens gehören Grundkenntnisse in Optik, Aufnahmetechnik, Ausgleichungsrechnung und Transformationen, Digitaler Bildverarbeitung, CAD-Methoden sowie Auswerteverfahren und Auswertesystemen. Ohne diese Kenntnisse sind Entscheidungen für den sinnvollen Einsatz der Nahbereichsphotogrammetrie in der Praxis kaum möglich.
Nach einer Einführung wird im Einzelnen auf mathematische Grundlagen, Aufnahmetechnik einschließlich Beleuchtung und Signalisierung, Orientierungs- und 3D-Rekonstruktionsverfahren, Bildverarbeitung, Auswerte- und Messsysteme, Planungs- und Optimierungsfragen sowie auf verschiedene typische Anwendungsgebiete eingegangen. Das Buch wendet sich an Studierende und Praktiker aus der Messtechnik, kann aber auch Entwicklern und Wissenschaftlern verschiedenster Disziplinen wertvolle Hinweise geben. Zahlreiche Abbildungen und Beispiele erlauben auch dem fachfremden Leser einen fundierten Einblick in die Nahbereichsphotogrammetrie.
Prof. Dr.-Ing. habil. Thomas Luhmann, Jahrgang 1957, Studium der Geodäsie an der Universität Hannover, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich 149 und am Institut für Photogrammetrie und Ingenieurvermessung der Universität Hannover, Promotion 1988, Habilitation 2010. Von 1988 bis 1993 Projektleiter und Entwicklungsleiter Photogrammetrie bei Kern und Leica, Schweiz. Seit 1993 Professor für Photogrammetrie und Fernerkundung an der heutigen Jade Hochschule in Oldenburg, 1996 Gründung und Leitung des Instituts für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik. Mitglied in zahlreichen Fachgremien, u. a. bis 2001 Leiter des AK „Nahbereichsphotogrammetrie"" der DGPF, bis 2004 Obmann des DGPF/VDI-Fachausschusses 3.32 „Optische 3D-Messsysteme"", von 2004 bis 2008 Präsident der DGPF. Autor der Lehrbücher „Nahbereichsphotogrammetrie"" und „Close Range Photogrammetry and 3D Imaging"" sowie Herausgeber weiterer Werke zum Thema.